Manchmal stolperst du über Dinge, die du eigentlich gar nicht gesucht hast.
So ging es mir mit dieser Vase.
Da stand sie, hinten in einer Brocki in Bern.
Staubig, unscheinbar, ehrlich gesagt ein hässliches Entlein.
Normalerweise hätte ich sie stehen gelassen. Aber irgendetwas hat mich angezogen – und so kam sie mit nach Hause.
Zuhause im richtigen Licht dann die Überraschung: ein Riss.
Mein erster Gedanke: Super, Karin. Fehlkauf des Jahres.
Mein zweiter Gedanke: Ach, egal – wird halt ein Bastelprojekt.
Nur was machst du mit einem Riss?
Überspachteln? Übermalen? Irgendwie verstecken?
Beim Suchen bin ich über Kintsugi gestolpert. Und plötzlich war da ein ganz neues Bild im Kopf.
Wie aus einer brüchigen Vase ein Symbol wurde
Also habe ich losgelegt: die ganze Vase mit Bastelzement bedeckt, etwas braune Farbe dazu und am Schluss
den Riss mit Blattgold wieder hervorgehoben.
Ausgerechnet die Stelle, die mich zuerst so genervt hat, war jetzt der schönste Teil.
Es war fast meditativ, dieses Arbeiten. Und irgendwo mittendrin habe ich gemerkt:
Genau das ist es doch, worum es auch in meinen Lifelines-Shootings geht.
Warum Kintsugi so gut zu uns Frauen passt
Wir alle tragen Risse.
Narben, Brüche, Geschichten. Manche sieht man, manche nicht. Und so oft versuchen wir, sie zu verstecken.
Alles glattzuziehen. Damit ja niemand etwas merkt.
Aber: Es sind genau diese Linien, die uns einzigartig machen.
Sie zeigen, dass wir gelebt haben. Dass wir gekämpft, geliebt, verloren und wieder aufgestanden sind.
Kintsugi macht nicht perfekt.
Es macht wertvoller.
More beautiful than before.
Der Moment, in dem alles zusammenkam
Als die Vase fertig war, kam sie mit ins Studio. Und da, zwischen Licht, Stoffen und Kamera,
hat alles plötzlich Sinn gemacht.
Das Bastelprojekt wurde zur Symbolfigur für das, was ich eigentlich zeigen will:
Frauen, die sich trauen, ihre Narben zu vergolden. Mehr über meine Boudoir-Fotografie und Portfolio findest du hier.
Lifelines-Shootings sind Bilder deiner Geschichte
Denn hinter jedem Shooting steckt eine Frau mit einer Geschichte.
Die Frau, die sich nach der Geburt wieder als Frau sehen möchte.
Die Kämpferin, die eine Krankheit überstanden hat und stolz auf ihre Narben ist.
Oder die Frau, die einfach feiern will, dass sie lebt – ohne Grund, ohne Rechtfertigung.
Genau für euch mache ich das.
Weil ich glaube: Deine Narben sind kein Makel. Sie sind deine Goldlinien.
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